Werkzeugwinkel

Biegemethode

Zunächst muss klar sein, welche Biegemethode Sie anwenden wollen: Freibiegen oder Gesenkbiegen. Beim Gesenkbiegen wird der Winkel im Blech durch Einklemmen des Blechs zwischen dem Stempel und der Matrize gebildet. Beide Werkzeuge haben den gleichen Werkzeugwinkel. Das Gesenkbiegen wird nur noch in begrenztem Umfang eingesetzt. Lesen Sie hier mehr über die Vor- und Nachteile des Gesenkbiegens. WILA bietet Standardwerkzeuge für das Gesenkbiegen mit Winkeln von 90° an.

Freibiegen

Beim Freibiegen bestimmt die Eindringtiefe des Oberwerkzeugs in die Matrize den Winkel, der im Blechmaterial gebildet wird. Das Oberwerkzeug wird auch als "Stempel", oder "Messer" bezeichnet. Je weiter der Stempel in die Matrize gedrückt wird, desto schärfer wird der Winkel im Blechmaterial.

So können Sie mit einer Kombination aus Ober- und Unterwerkzeug mehrere Winkel einstellen. Sie benötigen weniger Werkzeuge und müssen diese seltener wechseln. Dies ist daher die am häufigsten verwendete Biegemethode an der Abkantpresse. Lesen Sie hier mehr über die Vor- und Nachteile des Freibiegens.

Flexibilität und Belastbarkeit

Ist also eine Werkzeugkombination mit einem möglichst scharfen Winkel immer die beste Wahl? Das hängt von einem anderen Aspekt ab. Denn ein spitzer Winkel hat auch einen Nachteil: die maximale Belastbarkeit ist geringer als bei Werkzeugen mit einem breiten Winkel. Für die größtmögliche Flexibilität sollten Sie einen möglichst spitzen Winkel wählen, es sei denn, die maximale Belastbarkeit ist für Sie in Zukunft wichtig.

Rückfederung

Wenn Blech auf einer Abkantpresse gebogen wird, federt das Material immer etwas zurück. Je größer der geformte Produktradius im Verhältnis zur Blechdicke ist, desto größer ist die Rückfederung. Um die Rückfederung auszugleichen, wird das Material etwas über den gewünschten Winkel hinaus gebogen. Der Grad der Rückfederung hängt von der Biegemethode, dem Material und dem Produktradius ab.

90°-Biegen

Beim Einstellen eines 90°-Winkels in Stahl oder Edelstahl beträgt die Rückfederung in der Regel etwa 2° bis 4°. Möchten Sie einen 90°-Winkel in einer Form mit einer hohen maximalen Belastbarkeit frei biegen? Dann wählen Sie eine Form, die gerade noch genug Platz für die Rückfederung bietet. WILA bietet hierfür Standardformen mit einem Nutwinkel von 86° oder 80° an. Sie biegen 90° mit Schrägen oder Aussparungen in der Nähe der Biegelinie? In einer Form mit einem Nutwinkel von 86° ist der Raum für die Rückfederung begrenzt.

Möchten Sie den Einstichwinkel selbst bestimmen? Dann nutzen Sie den WILA Tool Advisor.

Werkzeugkombinationen

Gibt es bereits Werkzeuge mit einem bestimmten Winkel? Beim Freibiegen ist es nicht notwendig, dass der Winkel des Stempels und der Winkel der Matrize gleich sind. Solange sowohl der Nutwinkel als auch der Spitzenwinkel kleiner sind als der gewünschte Winkel abzüglich der Rückfederung.

Zum Beispiel kann ein 90°-Winkel mit einem Stempel mit einem Spitzenwinkel von 28° und einer Matrize von 86° gebogen werden. Derselbe Winkel kann auch mit einem 86°-Stempel und einer 30°-Matrize gebogen werden.

Um eine gute Kombination von Werkzeugen auszuwählen, verwenden Sie eine Biegesimulationssoftware oder den WILA Tool Advisor. Beachten Sie, dass Sie nie über den größten Winkel der verwendeten Ober- und Unterwerkzeuge hinaus biegen können.

Empfehlung

Entscheiden Sie zunächst, ob Sie Gesenkbiegen (Prägen) oder Freibiegen wollen. Freibiegen ist die flexibelste Biegemethode. Mit einem begrenzten Satz von Werkzeugen können Sie verschiedene Winkel biegen und müssen weniger oft wechseln. Wählen Sie eine Werkzeugkombination mit einer scharfen Spitze und einem Rillenwinkel, um die größte Flexibilität zu erreichen. Bei Bedarf können Sie den WILA Tool Advisor verwenden, um den Winkel eines Standard-Freibiegewerkzeugs an Ihre Anforderungen anzupassen.